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Buchcover vom Bilderbuch: Der Herr Augustin

Buchtipp: Der Herr Augustin

Herr Augustin verlässt jeden Tag nach dem Frühstück seine Wohnung. Früher fuhr er zur Arbeit. Mittlerweile bleibt er vor der Haustür stehen und betrachtet die vorbeikommenden Leute. Wenn jemand grüßt, antwortet er höflich „Habe die Ehre“ und lüftet seinen Hut, wenn er ihn nicht vergessen hat. Manchmal vergisst er auch seinen Schirm oder knöpft Hemd und Mantel ineinander.

Manchmal wird er traurig, wenn ihn die Dinge zu verlassen scheinen und manchmal zornig, wenn Kinder über ihn lachen. Eines Tages wirft er sogar einen Stein und die Lage spitzt sich zu. Doch als er kurz darauf unbedacht die Straße überquert und von einem Auto angefahren wird, kümmern sich alle lieb um ihn. Bald ist Herr Augustin nicht mehr traurig und einsam, sondern glücklich.

Ein warmherziges Buch über die Missverständnisse und Wege, mit älteren Menschen umzugehen. Gerade in Zeiten hoher Lebenserwartung werden Kinder wohl immer öfter mit vergesslichen, teils verwirrten Menschen konfrontiert. Dieses Buch zeigt, dass sie genauso liebenswert wie wir alle sein können.

Die Bilder sind als Collagen angelegt – teils ausgeschnitten, teils ausgerissen – aus Papieren in kräftigen Farben. Wunderbar zum Nachmachen geeignet. Sehr empfehlenswert! Nur noch gebraucht zu kaufen.

Titel: Der Herr Augustin
Autor: Ingo Schulze
Illustratorin: Julia Penndorf
Verlag: Bloomsbury
Format: Gebunden, 32 Seiten
Alter: ab 4 Jahre
ISBN: 978-3827053299
Preis: gebraucht zu kaufen

Alle Buchtipps im Überblick.

Cover vom Hörbuch "Die gute Erde"

Pearl S. Buck – Nobelpreisträgerin von 1938

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Wofür erhielt die Autorin den Nobelpreis?

Er wurde ihr „für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke“ verliehen.

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Gesprochen wird das Hörbuch von Ulrich Noethen.

Mich interessierte die Lebensgeschichte des Wang Lung. Sie beginnt kurz vor seiner Hochzeit und endet mit seinem Tod. Erst jetzt beim Schreiben des Artikels fällt mir auf, dass ‚Die gute Erde‘ der erste Teil einer Triologie ist und danach noch zwei weitere Bücher folgen.

Bestimmt lese ich sie später einmal. Denn mich interessiert, ob es im Stil der Buddenbrooks weitergeht.

Wie ist das Werk gealtert?

Sehr gut. Der Roman spielt im China vor der Kulturrevolution. Er ist komplett aus chinesischer Sicht geschrieben und bot mir den Blick in eine völlig fremde Welt. Hauptfigur Wang Lung ist zunächst ein armer Bauer, der eine Sklavin heiratet. Beide arbeiten hart und so gelingt der soziale Aufstieg hin zum Patriachen. Dadurch verändert sich sein Verhalten allen anderen Menschen gegenüber. Er nimmt Wesenszüge an, die er einst verabscheute und behandelt seine treue Frau mit abnehmender Wertschätzung.

Ich fand es spannend, die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau der damaligen Zeit kennenzulernen. Frau Buck zeigt die Figuren gefangen in den herrschenden Normen.

Es ist grausam, zu erfahren, wie Frauen behandelt wurden. Egal, ob sie als Sklavin lebten, Ehefrau waren oder Konkubine. Ich bekam richtig schlechte Laune und geriet in eine leicht depressive Stimmung, weil ich so sehr mit O-Lan mitfühlte, der viel Ungerechtigkeit widerfährt.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Pearl S. Buck schafft ein Stimmungsbild der damaligen Zeit. Durch ausgewählte Szenen und Dialoge werden Rangordnungen klarer. So arbeitet O-Lan bis zu den ersten Wehen mit auf dem Feld. Dann gebärt sie ohne fremde Hilfe das Kind im Haus. Schon am nächsten Tag hilft sie ihrem Mann wieder auf dem Feld.

Später als alte Frau kümmert sie sich um Haus und Essen, obwohl sie schwer erkrankt ist. Ihr Bauch wird immer praller, wie bei einer Hochschwangeren. Was sie genau hat, wird nicht beschrieben. Dafür kommt klar heraus, dass sie über keinerlei Selbstwertgefühl verfügt und scheinbar meint, keine Schonung zu verdienen.

Der Autorin wurde vorgeworfen auf weitere Missstände, wie gebundene Füße, nicht näher einzugehen. Das empfinde ich anders. Sie legte ihren Fokus auf die Entwicklung der Hauptfigur und zeigt seine Beziehungen, sowie die Gesellschaft.

Mir gefällt dieser Fokus auf einzelne Aspekte. Ich wurde nicht von der Komplexität gestört, zumal bereits genug fremdartig war. Die Geschichte löste eine Reihe negativer Gefühle in mir aus. Dennoch faszinierte es mich.

Man merkt Frau Buck ihren tiefen Einblick in die chinesische Gesellschaft an. Sie versteht die Menschen und kann deshalb ein gutes Gesamtbild präsentieren. Autoren sollten aufmerksam beobachten und zuhören. Letzteres muss ich mehr üben. Denn nur so kann ich glaubhafte Figuren erschaffen. Außerdem nehme ich für mich mit, dass bewusstes Weglassen manchmal ebenso zu einem guten Buch führen kann, wie eine komplexe Darstellung.

Zitat von Pearl S. Buck

Zitat im Ballon: Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen.

Zitat von Hermann Hesse übers Bereuen

Ein sehr weiser Satz. Das bereits hinter uns liegende Leben können wir nicht mehr ändern. Aus Tiefschlägen lernen wir, auf Höhepunkten genießen wir unsere erarbeiteten Erfolge.

Bereue ich, dass ich erst vor Kurzem mit dem intensiven Schreiben begonnen habe. Nein, warum auch? All das was ich vorher erlebt habe, die Menschen, die ich getroffen habe, sind Teil meiner Inspiration.

Nur wenige Vollzeitautoren können vom Schreiben leben und sich den Luxus weiter Reisen gönnen. Mein Brotjob ermöglicht mir das. Gemeinsam mit meinem Freund erkundeten wir schon viele schöne Orte dieser Erde. Wir bereisten die Westküste der USA, Kuba, Japan, Island und Namibia.

Durch meinen Job selbst lerne ich tolle Menschen kennen, denen ich als Autorin sonst vielleicht nie begegnet wäre. Sei es im Büro in Berlin oder auf meinen Dienstreisen nach Asien und innerhalb Europas. Stets bleibt ein bisschen Zeit in den Pausen beim Essen oder abends für Unterhaltungen über persönliche Dinge. So erhielt ich einen kleinen Einblick in teilweise komplett anderen Lebensentwürfe und Gesellschaften von China über Malaysia bis hin zu Japan und Korea. Also keine Reue.

Und dann fallen mir bei dem Zitat noch Menschen ein, die meinen Weg gekreuzt und mich verletzt haben. Das macht nie Spaß. Doch im Rückblick lehrten sie mich nicht nochmal auf diese Art von Mensch hineinzufallen. Solange das Gleichgewicht aus Höhen und Tiefen stimmt, ist es in Ordnung negatives zu erleben. Es ist wichtig aufzustehen, den Staub abzuklopfen, daraus zu lernen und dann weiter voranzuschreiten. Schließlich ist jeder Triumph umso kostbarer, je schwerer er zu erringen war.

#Zitatballons – Nr. 51: Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen. (Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler)

Überblick zu allen bisherigen Zitaten.

Hier findest du mein Projekt zu den Literaturnobelpreisträgern.