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Cover vom Buch „Liebes Leben“ von Alice Munro.

Alice Munro – Literaturnobelpreis von 2013

Wofür erhielt Alice Munro den Nobelpreis?

Die kanadische Autorin erhielt den Literaturnobelpreis, weil sie eine „Virtuosin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“ ist.

Welches Werk habe ich gelesen und warum?

Ich entschied mich für „Liebes Leben“ in der Schmuckausgabe vom S. Fischer Verlag. Ich mag die Schmuckausgaben und habe schon einige schöne Bücher davon. Außerdem war das Cover so einladend, dass ich mir dachte, etwas sehr Liebliches darin vorzufinden in Richtung „Liebesleben“. Nun ja, vielleicht hätte ich vorher besser ein bisschen mehr recherchieren sollen.

Wie bewerte ich das Werk von Alice Munro?

Alice Munro ist eine grandiose Schriftstellerin von Kurzgeschichten. Auf wenigen Seiten gelingt es ihr, den Extrakt komplexer Schicksale zu erzählen. Man gewinnt ein gutes Bild von den Lebensumständen und dem Innenleben der jeweiligen Figur. Allein thematisch hat es mir gar nicht gefallen. Die meisten Erzählungen im Buch endeten sehr negativ. Eine Geschichte deprimierte mich ganz besonders und wir wohl lange in meiner Erinnerung bleiben. Eine Frau mit zwei Töchtern betrügt ihren Mann und wird schwanger. Perspektivfigur ist die jüngere Tochter. Daraufhin trennt sie sich von ihrem Mann und zieht mit den Kindern zum Geliebten. Das bedeutet den Wechsel von einem Haus in einen Trailer. Das Kind wird geboren, ein Sohn, und das Leben ist etwas trostlos. Dann springt die ältere Tochter in der kalten Jahreszeit komplett angezogen mit dem Hund in eine Kiesgrube. Sie kann nicht schwimmen und ertrinkt. Die jüngere Tochter ist traumatisiert und auch als Erwachsene kann sie das Gefühl der Schuld nicht ganz abschütteln.

Eine dermaßen deprimierende Geschichte habe ich selten gelesen und davon gab es so einige in dem Buch. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder ein Buch von ihr in die Hand nehmen werde. Ja, sie beschreibt großartig und folgt perfekt der Regel „show, don’t tell“. Doch das reicht für mich nicht, um ein weiteres Buch mit tief deprimierenden Erzählungen zu ertragen. Ich mag Hoffnung und wenn ein Buch viel negatives beinhaltet, dann will ich als Ausgleich genügend positives haben. Für mich ist in dem Buch keine Balance gewesen, sondern ein schwerer Ausschlag hin zu den negativen Dingen im Leben. Da wird mir die beste Schreibe egal.

Wie ist das Werk gealtert?

Alice Munro platziert viele Geschichten im Kanada um und kurz nach dem Weltkrieg. Da sie 1931 geboren ist, hat sie prägende Jahre im Krieg und der Nachkriegszeit erlebt. Sie hat die Not und den Verzicht kennengelernt und bringt das zum Ausdruck. Insofern stellen ihre Bücher vermutlich einen wichtigen Beitrag dar, um die damaligen Lebensumstände festzuhalten, die ich so zum Glück nie erlebt habe. Und vermutlich haben ihre Bücher aus einer anderen Perspektive, als der meinen, eine ganz andere Wirkung. Meiner Einschätzung nach sind die Erzählungen gut gealtert. Meine Kritik richtet sich mehr an den emotionalen Zustand, den ich erreicht habe nach einer fertiggelesenen Geschichte. Ich benötige danach Aufmunterung.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Das man in relativ kurzen Texten durch ein hohes handwerkliches Geschick sehr umfassende Zustände darstellen kann. Das es einer guten Autorin möglich ist, sowohl das Innenleben als auch die äußeren Umstände ihrer Figur klar darzustellen. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mal Kurzgeschichten für Erwachsene schreiben werde. Und in Kinderbüchern gilt Happy End Pflicht. Erst im Jugendbuchbereich können Themenbücher offen enden, da dort ein glücklicher Ausgang manchmal unrealistisch wäre.

Bis bald,
Deine Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger