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Cover vom deutschen Hörbuch „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez

Gabriel García Márquez – Literaturnobelpreis von 1982

Wofür erhielt Gabriel García Márquez den Nobelpreis?

Der kolumbianische Schriftsteller und Journalist, der auch unter dem Kosenamen Gabo bekannt war, erhielt den Literaturnobelpreis er „für seine Romane und Erzählungen, in denen sich das Phantastische und das Realistische in einer vielfacettierten Welt der Dichtung vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln“.

 

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich entschied mich für seinen Roman „100 Jahre Einsamkeit“, von dem seit seiner Veröffentlichung 1967 mehr als 30 Millionen Exemplare verkauft wurden und Übersetzungen in 37 Sprachen existieren. Das Werk zählt zu den wichtigsten Vertretern der lateinamerikanischen Literatur und des magischen Realismus. Mir war der Titel geläufig und machte mich zugleich neugierig, was es mit dieser Einsamkeit auf sich hat.

 

Wie bewerte ich den Roman von Gabriel García Márquez?

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten reinzukommen. Da war diese Gruppe von Menschen, die auszog, um eine neue Stadt zu gründen. Immerzu wurde der komplette Name benutzt, Jose Arcadio Buendia, was auf mich recht distanziert wirkte. Ich dachte, der Mord, den er begangen hat, würde eine Rolle spielen. Doch das ist nur der Grund warum er mit seiner Frau Ursula eine neue Heimat sucht.

Die Tatsache, dass sich die Namen der einzelnen Familienmitglieder über die Generationen so gleichen, war für mich die größte Schwierigkeit. Und bis zum Ende des Hörbuchs kam ich immer wieder durcheinander mit den Verwandtschaftsverhältnissen. Dafür gibt es von mir einen klaren Punktabzug beim Hörgenuss. Kritisch betrachtet, ist es mein Unvermögen mich mit einer Vielzahl an Namen und dann noch so ähnlichen zurechtzufinden. Und das wäre beim Lesen für mich nicht besser gewesen.

Dennoch ist der Roman in seiner Komplexität beeindruckend. Noch nie habe ich die Geschichte eines Landes und im weiteren Sinne sogar des südamerikanische Kontinents so kompakt in einer Geschichte vorgefunden. Und trotz aller Namensverwirrung habe ich den Verlauf sehr gut mitbekommen. Es beginnt mit der Entdeckung, den Eroberungen großer Gebiete und der Kolonialzeit in Südamerika, was im Buch mit dem Fortgang der Buendias und Gründen der Stadt Macondo dargestellt wird.

Dann folgt die Zeit der Republik, die durch den auftauchenden Landrichter gezeigt wird, der Macondo in die staatliche Verwaltung eingliedert und trotz aller Abgelegenheit des Dorfes den Bürgerkrieg auch hierher bringt.

Im dritten Abschnitt wird eine nordamerikanische Bananenfabrik gegründet. Als sich die Arbeiter auflehnen, veranstalten die Arbeitgeber ein Massaker auf dem Bahnhof und vertuschen es anschließend. Das steht für den Beginn des Imperialismus.

Zum Schluss verfällt das Dorf. Der letzte lebende Nachfahre José Arcadio Buendías stirbt, was mit dem Neoimperialismus gleichgesetzt werden kann.

Mich hat das Buch angestrengt mit seinem großen Erzählbogen und all den zwischenmenschlichen Details, die für so viel mehr stehen. Und genau wegen dieser Erzähltiefe hat es mich auch stark beeindruckt. Es erinnert mich an die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann und „Die gute Erde“ von Pearl S. Buck, die ebenfalls exemplarisch anhand einer Familie die große Geschichte begreifbar und persönlicher machen.

 

Wie ist das Werk gealtert?

Der Roman ist gut 50 Jahre alt. Da er Vergangenes schildert, hat ihm die Zeit nicht geschadet. Vielleicht würde ein heutiger Autor versuchen die Geschichte schneller zu erzählen, was ich jedoch für schwierig halte. Denn obwohl die Hörbuchfassung knapp 17 Stunden lang ist, dürfte es schwer fallen, die komplexen Handlungen zu straffen, ohne es in ein Sachbuch umzuwandeln. Ich mag die Stimme von Ulrich Noethen und habe ihm über die gesamte Dauer gerne gelauscht.

 

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Das es möglich ist, sehr komplexe Themen in einen Roman umzuwandeln und dadurch leichter verdaulich für den Leser oder Hörer zu machen. Sollte ich jemals ein Buch schreiben, dass ansatzweise in diese Richtung geht, werde ich sehr ausführlich plotten, um den roten Faden nicht zu verlieren. Und in jedem Fall würde ich unterscheidbare Namen für meine Figuren wählen.

 

Hasta pronto,
Nele

 

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Zitat von Gabriel García Márquez über Tränen

Cover vom deutschen Hörbuch „Was vom Tage übrig blieb“ von Kazuo Ishiguro.

Kazuo Ishiguro – Literaturnobelpreis von 2017

Wofür erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis?

Der britische Schriftsteller japanischer Herkunft erhielt den Literaturnobelpreis, weil er „in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat“.

 

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich wählte seinen berühmtesten Roman „Was vom Tage übrigblieb“, der 1989 mit dem Booker Prize ausgezeichnet und sehr erfolgreich mit Sir Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen verfilmt wurde. Bisher habe ich den Film nicht gesehen. Das Hörbuch war mein erster Kontakt mit dem Autor und ich habe eine Weile gebraucht, um mich reinzuhören. Der Butler Stevenson erzählt darin von seiner Arbeit auf dem Landsitz Darlington Hall im Bezirk Oxfordshire. Ich bin komplett ohne Vorwissen in den Roman eingestiegen und war mir lange nicht sicher, was der Autor mir damit sagen will. Ob es Kazuo Ishiguro um das typische Leben eines Butlers ging oder die Vorgeschichte und Wirren des Krieges. Stevenson erzählt sowohl von der Zeit, die er für Lord Darlington gearbeitet hat. Nach dem Tod des Lords wurde das Anwesen an den amerikanischen Millionär Farraday verkauft, der einen komplett anderen Führungsstil und eine teilweise andere Erwartungshaltung an den Tag legte.

Filmplakat von „Was vom Tage übrig blieb“ von Kazuo Ishiguro.

Wie bewerte ich das Werk von Kazuo Ishiguro?

Für mich ist es bei einem Buch wichtig, dass ich mich mit der Hauptfigur oder einer wichtigen Nebenfigur identifizieren kann. Das war hier nicht der Fall und somit hat es mir keinen großen Genuss bereitet voranzuschreiten. Es fühlte sich für mich mehr wie ein Sachbuch an. Ich erhielt eine Beschreibung davon, wie ein Mensch sich komplett der Aufgabe hingibt und dafür fast komplett seine eigenen Emotionen einzwängt, beherrscht und negiert. Als es seinem Vater schlecht geht und er später verstirbt, bleibt Butler Stevenson scheinbar unberührt und geht weiter seinem Job nach. Miss Kenton, die Haushälterin, die sich zu Stevenson hingezogen fühlt, wird immer wieder zurückgewiesen und gemaßregelt.

Als Stevenson für einen Urlaub das Auto von Farraday erhält, um einen Ausflug zu unternehmen, und auf verschiedene Leute trifft, vor denen er teilweise seine Arbeit für Lord Darlington sogar abstreitet, war ich komplett irritiert. Es mag ein großes Werk sein. Vielleicht schaue ich mir eines Tages den Film an und finde dann einen besseren Zugang dazu. Aber jemand der seine Gefühle so sehr kontrolliert, ist für mich ein bedauernswertes Geschöpf, das mich allerdings nicht weiter interessiert. Ich finde nichts heroisch daran. Strenge Hierarchien mag ich nicht und bin sehr froh darüber in der heutigen Zeit zu leben, wo Demokratie einen hohen Stellenwert hat.

Meiner Meinung nach sind wir hochgradig emotionale und soziale Wesen und wenn wir unsere Emotionen massiv unterdrücken und uns nicht damit auseinandersetzen, macht uns das kaputt. Deshalb empfinde ich einmal mehr eine starke innere Ablehnung gegen Systeme, die darauf beruhen, Menschen ungleich zu behandeln und anzusehen und in ein oben und unten zu teilen.

 

Wie ist das Werk gealtert?

Das Werk von Kazuo Ishiguro ist knapp 30 Jahre alt. Es bietet einen Einblick in die Zeit zwischen den Weltkriegen und zeigt auf, wie sich nach dem 2. Weltkrieg das Leben der britischen Elite verändert. Wo früher nur Adel regierte, kommen nun „Neureiche“ ins Spiel, erwerben Landsitze und haben ganz andere Maßstäbe und Bedürfnisse an ihr Personal. Die Zeit hat dem Buch nicht geschadet. Entweder man mag die Geschichte und handelnden Figuren oder nicht. Stilistisch erkenne ich es als großes Werk an. Emotional gefällt es mir nicht.

 

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Ich plane für die Zukunft, auch Bücher für Erwachsene zu schreiben. Für diese nehme ich mir mit, das man mit gezielten Szenen einen langen Zeitraum beschreiben und Veränderungen deutlich machen kann. Außerdem ist mir bewusst geworden, dass ich für einen bestimmten Stil Bücher nicht gemacht bin. In meinen Büchern sollen die Figuren glücklicher und zufriedener als am Anfang sein. Ich möchte zeigen, dass es gut ist, sich selbst nahe zu sein und seine Emotionen ganz bewusst zu spüren. Denn ich glaube daran, dass dadurch ein zufriedenes Leben möglich ist und man viel offener und freundlicher mit seinen Mitmenschen sein kann.

Bis bald,
Eure Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Cover vom englischen Hörbuch "Herzog" von Saul Bellow.

Saul Bellow – Literaturnobelpreis von 1976

Wofür er hielt Saul Bellow den Nobelpreis?

Der US-amerikanische Autor erhielt den Literaturnobelpreis „für das menschliche Verständnis und die subtile Kulturanalyse, die in seinem Werk vereinigt sind“.

Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der jüdisch-amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

 

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich habe mir „Herzog“ als Hörbuch auf Englisch angehört, da Audible bisher keine deutsche Version im Angebot führt. Das Buch gehört zu seinen Hauptwerken und es spielt in Chicago. Da ich selber 1,5 Jahre in der Metropole am Michigansee gelebt habe, interessieren mich Bücher, die dort spielen immer besonders. Als ich las, dass das Time Magazin „Herzog“ zu den 100 besten englischsprachigen Bücher zählt, die zwischen 1923 und 2005 veröffentlicht wurden, stand meine Wahl endgültig fest.

 

Wie ist das Werk gealtert?

Saul Bellow stellt den Literaturwissenschaftler Moses Herzog in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Moses befindet sich in einer Sinnkrise. Seine zweite Ehefrau Madeleine betrügt ihn mit seinem ehemals besten Freund Valentine Gersbach. Eben diesem Gersbach hatte er zuvor noch eine gute Anstellung beim Radio in Chicago besorgt. Es bedrückt Moses, dass er Madeleine verliebt. Er hatte wegen ihr seine Universitätskarriere aufgegeben, um mit ihr aufs Land zu ziehen. Aus erster Ehe gibt es einen halbwüchsigen Sohn, um den er sich aber nur wenig kümmert. Die Tochter aus zweiter Ehe liebt er innig und versucht sie zu sehen, was sich zu immer größeren Obsessionen auswirkt. Er gerät in einen Autounfall, als er mit seiner Tochter unterwegs ist. Vermutlich ist sein schlechter psychischer und physischer Allgemeinzustand mit daran schuld.

Ein alter jüdischer Freund und sein Bruder stehen ihm immer wieder helfend zur Seite, egal wie wunderlich Moses wird. E gibt auch immer wieder Frauen im Leben von Moses Herzog. Seine japanische Freundin Sono stellt keinerlei Ansprüche und scheint ihn zu verwöhnen. Obwohl er sich dessen bewusst ist, hilft er ihr nicht, als sie Hilfe nötig hat. Seine neue Freundin Ramona ist eine schöne und intelligente Frau. Eine Frau, die man heiraten könnte, doch dazu kann sich Moses nicht durchringen.

Ich fand die Geschichte spannend und ihre Einblicke in das jüdische Leben der 50er/60er Jahre. Obwohl mir die Hauptfigur nur bedingt sympathisch war, empfand ich dennoch die philosophischen Gedanken zur Besitzverteilung, der Liebe und den politischen Verteilungen spannend.

Das Buch erschien mir manchmal ein bisschen zu langatmig. Ansonsten ist es gut gealtert.

 

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Saul Bellow spielt viel mit der Perspektive und zeigt eine Menge unterschiedlicher Charaktere. Es gibt starke Frauen und eine kritische Betrachtung von Männern. Da das Buch 1964 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, finde ich das sehr fortschrittlich.

Ich nehme für mich mit, dass ich in der Erwachsenenliteratur viel ausprobieren kann, zumindest so lang es keine explizite Unterhaltungsliteratur ist. Denn dafür ist „Herzog“ zu anstrengend. Das Buch verschlingt Gedanken und zwingt den Leser dazu, über das gehörte / gelesene nachzudenken. Gerade durch die Brüche in der Perspektive und die eingeschobenen Briefe. Noch fühle ich mich nicht reif für so einen experimentellen Text, aber wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht … 😉

Bis bald,
Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Cover vom Hörbuch "Der Ekel" von Jean-Paul Sartre

Jean-Paul Sartre – Literaturnobelpreis von 1964

Wofür er hielt Jean-Paul Sartre den Nobelpreis?

Der französische Autor erhielt den Literaturnobelpreis „in Anerkennung seines schöpferischen schriftstellerischen Schaffens, dessen freiheitlicher Geist und dessen Suche nach Wahrheit einen weitreichenden Einfluss auf unser Zeitalter ausgeübt hat“.

Er nahm den Preis jedoch nie an und das Preisgeld fiel zehn Jahre nach der Würdigung fristgerecht in den Fonds zurück.

 

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich entschied mich für „Der Ekel“, weil mich der Titel reizte und es gute Bewertungen bekam. Meine Meinung darüber fällt zwiespältig aus. Zum einen bin ich fasziniert davon, wie präzise Jean-Paul Sartre seine Umgebung beobachtet und beschreibt. Ich muss oft ans Sezieren denken. Schicht für Schicht dringt er ein in das Wesen der Menschen, Gegenstände, Natur und gesellschaftliches Miteinander. Von der Oberfläche aus kommend, arbeitet er sich in immer tiefer liegende Ebenen vor, bis es nicht mehr weiterzugehen scheint. Dafür bewundere ich ihn und es ist wirklich spannend ihm dabei zuzuhören.

Andererseits scheinen seine Sätze und Abschnitte oft von einer intellektuellen Arroganz und Überheblichkeit geprägt, die mir sehr unangenehm ist. Wenn das immer tiefere Durchdenken nur zu einem Ekel vor der Natur, anderen Menschen und zu einem Überdruss am Leben führt, bleibe ich gerne ein Stück näher an der Oberfläche. Denn ich möchte mein Leben genießen, das Schöne wahrnehmen, Dinge mit Begeisterung erkunden, fasziniert sein von der Welt, der Natur und mit Neugier und Freude Menschen begegnen.

 

Wie ist das Werk gealtert?

Jean-Paul Sartre beschreibt ein vergangenes Frankreich, dass es längst nicht mehr gibt. Das Buch spielt um 1920 statt. Die Gleichberechtigung beginnt zaghaft. Homosexualität wird verteufelt. Es gibt feine Sonntagsgarderobe und eine strenge Etikette, wer, wie, was, wann machen darf und soll.

„Der Ekel“ ist immer noch ein interessantes Buch. Als ich Anfang 20 war, lasen mehrere Bekannte von mir Jean-Paul Sartre und waren tief beeindruckt von seinem Werk. Er ist also nicht aus der Zeit gefallen und spricht nach wie vor Menschen an. Mein Interesse weckte er damals nicht. Und es ist gut möglich, dass dies das einzige Buch bleibt, was ich von ihm lesen werde.

 

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Für meine Kinderbücher wüsste ich nicht, was mir das Werk bringt. Denn dieses extrem durchgeistigte und verkopfte Denken haben Kinder noch nicht. Sie leben im Moment, sie fühlen. Da ich jedoch erwäge, auch ein Projekt im Erwachsenenbereich zu starten, kann mir das Beobachten und Zerlegen von Situation in ihre Kernbestandteile vielleicht behilflich sein. Es hat eine interessante Wirkung.

Zudem benutzt die Wiederholung auf eine ganz eigene Art, die hoch künstlerisch wirkt. Die Aussage wird intensiviert. Ich musste dabei an einen Korkenzieher denken, der sich mit jeder Drehung weiter in den Korken bohrt. Am Ende zieht er den Korken heraus, seinen wirkungsvollen Verschluss aufbrechend.

Bis bald,
Eure Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Zitat von Jean-Paul Sartre über Meinungen

Cover vom Buch "Am Gletscher" vom Autor Halldor Laxness

Halldór Laxness – Literaturnobelpreis von 1955

Wofür er hielt Halldór Laxness den Nobelpreis?

Der isländischen Schriftsteller Halldór Laxness bekam den Literaturnobelpreis „für seine anschauliche Epik, die die große isländische Erzählkunst erneuert“ hat.

Welches Werk habe ich gelesen und warum?

Ich bekam das Buch „Am Gletscher“ nach unserem Urlaub auf Island geschenkt. Bis dahin kannte ich Halldór Laxness nicht. Der Roman zählt zu seinem Spätwerk, wo er neue Erzählperspektiven ausprobierte. Für mich war es ein sehr anspruchsvoller Text, gerade wegen der Erzählperspektiven. Das Buch las sich nicht flüssig. Ich hatte wenige Anknüpfungspunkte. Die Geschichte war merkwürdig. Der Ich-Erzähler spricht meist in der 3. Person von sich.

Viele Figuren werden mit zwei verschiedenen Namen benannt, wie Professor Dr. Godman Syngmann alias Gudmundur Sigmundsson. Da ich mir Namen ohnehin nicht gut merken kann, verwirrte mich das zusätzlich. Mir wurde beim Lesen nicht klar, was der Autor vermitteln wollte. Ob es ein typisches Erzählmuster isländischer Literatur ist oder er einen künstlerischen Aspekt hineinbringen wollte.

Das Buch wurde 1968 veröffentlicht, 13 Jahre nachdem er den Literaturnobelpreis erhielt. Vielleicht lese ich bei Gelegenheit eines seiner früheren Werke, in denen er Sozialkritik übt.

Foto einer Kirche in Hellnar, Island

Kirche in Hellnar, ein Ort am Fuße des Snæfellsjökull auf der Südseite der Halbinsel Snæfellsnes

Wie ist das Werk gealtert?

Der Text erscheint mir eher veraltet, weil die beschriebenen Zustände wie vor 100 Jahren wirken. Die Abstände von einem Ort zum anderen scheinen groß und entlegene Gebiete nur schwer erreichbar. Post ist lange unterwegs. Island wird auf dem Land als sehr arm dargestellt.

Das heutige Island besitzt hochmoderne Kraftwerke. Sie wandeln die Hitze vulkanischer Aktivitäten in Strom um. Die Isländer leben in Einklang mit der Natur und genießen einen hohen Lebensstandard. Selbst kleine Städte besitzen Schwimmbäder. Bei Vulkanausbrüchen kommt selten jemand zu Schaden, weil sie über gute Sicherheitsvorkehrungen verfügen.

Mich hat „Am Gletscher “ etwas verwirrt zurückgelassen. Ich konnte mich nicht damit identifizieren, weder mit der Geschichte noch mit einer der Personen. Der Text war obskur, dabei aber nicht lustig. Es geht rau und brutal zu. Die Erzählung aus der 3. Person vom Ich-Erzähler hat eine große Distanz zwischen mir und der Geschichte geschaffen. Emotional konnte ich mich nicht in die Figuren hineinversetzen. Mir fehlte das Vertraute. Es war auch nicht lustig, obwohl der Text sehr obskur war. aber zum Lachen war mir nie zumute. Ein interessantes Experiment von Halldór Laxness. Ich muss in dieser Art kein zweites Buch lesen. Beim nächsten Mal werde ich lieber ein früheres Werk von ihm probieren. Damit komme ich vermutlich besser klar.

Foto von der Gletscherlagune Jökulsárlón, Island

Die Gletscherlagune Jökulsárlón, eine von vielen, die am Ende einer jeden Gletscherzunge des gewaltigen Vatnajökull entstehen und bizarre Eisberge aufweisen.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Ich kann nichts Konkretes benennen, was ich aus dem Buch mitgenommen habe. Allerdings sehe ich immer einen großen Gewinn in der Auseinandersetzung mit Neuem und Irritierendem. Dadurch beginnt mein Gehirn intensiv zu arbeiten. Es versucht, eine Logik zu finden. Im Unterbewusstsein arbeiten solche Texte weiter. Fragen entstehen, zu denen ich Antworten finden möchte. Solche irritierenden Bücher kann ich nur manchmal lesen, dann sind sie durchaus bereichernd, auch wenn sie keinen Spaß machen.

Bis bald,
Eure Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Zitat von Halldór Laxness zum Verstand

Ernest Hemingway – Literaturnobelpreis von 1954

Wofür erhielt Ernest Hemingway den Nobelpreis?

Der US-amerikanische Autor Ernest Hemingway erhielt den Literaturnobelpreis „für seine kraftvolle und innerhalb der heutigen Erzählkunst stilbildende Meisterschaft, jüngst an den Tag gelegt in ‚Der alte Mann und das Meer‘.

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich habe mir „Der alte Mann und das Meer“ als Hörbuch angehört. Dafür bekam Ernest Hemingway 1953 den Pulitzer Preis und 1954 den Nobelpreis für Literatur. Ein großartiges Werk. Ich erinnere mich daran, wie mir mehrfach ein Schauer über den Rücken lief. So sehr bewegte mich der Kampf des Mannes mit dem Fisch, seinem Alter und der Einsamkeit. Mich berührte die Angst und Sorge des jungen Fischers Manolin, der den alten Santiago geschunden und erschöpft in seinem Bett findet. Die Beiden waren oft gemeinsam aufs Meer gefahren, um Fische zu fangen. Dann durfte Manolin nicht mehr mit ihm fahren, weil Santiago viele Wochen kein Glück beim Fischen hatte.

Mich beeindruckte die Geschichte sehr und ich freue mich schon auf weitere Werke von Ernest Hemingway.

Cover vom Hörbuch "Der alte Mann und das Meer" von Ernest Hemingway

Wie ist das Werk gealtert?

Die Geschichte hat nichts von ihrer Kraft verloren. Sie zieht einen in den Bann. Werden Meer und Marlin gewinnen oder doch der alte, erfahrene Fischer Santiago? Zeitweise dachte ich sogar, dass Santiago in dem Kampf sein Leben lässt. Da ich mich vorher nicht mit dem Werk beschäftigt hatte, kannte ich den Ausgang nicht.

Man merkt der Novelle ihr Alter nur anhand der sich veränderten Umwelt an. Heutzutage findet wohl niemand mehr solch einen riesigen Speerfisch. Durch die Überfischung der Meere, die modernen Fangflotten inklusive GPS Ortung, haben Fische kaum noch eine Chance. Kleine Fischer gibt es fast gar nicht mehr. Statt einem ebenbürtigen Kampf ist der Fischfang in ein massives Ungleichgewicht abgerutscht. Die Schwärme werden kleiner, häufig endet ein kompletter Schwarm im Netz. Das reduziert die genetische Vielfalt. Viele Fische erreichen nicht mehr die erforderliche Größe und das Alter, um sich fortzupflanzen, was die Bestände zusätzlich bedroht.

Die eigentliche Symbolik der Novelle ist jedoch geblieben. Ich sehe darin den Kampf eines Mannes gegen sein Alter. Seine Fähigkeiten nehmen ab. Er wird von anderen belächelt, statt bewundert, wie einst. Noch ist er nicht bereit seine neue Rolle zu akzeptieren. Er kämpft dagegen an und besiegt am Ende den Fisch. Doch für welchen Preis? Er ist völlig erschöpft, setzt sein Leben aufs Spiel und kann doch nur das Skelett des Marlins in den Hafen zurückbringen. Seine Genesung wird sicherlich lange dauern. Niemand kann den Kreislauf des Lebens aufhalten. Nur der Tod kann diesen Kreislauf unterbrechen

Einsamkeit bleibt ein großes Thema im Alter und betrifft viele Menschen. Heute vielleicht noch mehr als früher, weil Familien durch die Anforderungen der Arbeit lokal auseinandergezogen werden.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Hemingway bringt in der Novelle viele Metaphern unter. Das Werk ist dicht an Deutungsmöglichkeiten, an Vergleichen und Assoziationen. Es ist als eigentliche Geschichte spannend und steht außerdem noch für so viel mehr. Ich freue mich schon darauf mehr Kurzgeschichten und Romane von Hemingway zu lesen. Sein Stil gefällt mir außerordentlich. Er löst mit seiner Sprache viele Emotionen in mir aus.

Ich habe ein spezielles Verhältnis zu Ernest Hemingway. Unsere Wege kreuzten sich bereits mehrfach, wenn auch zu verschiedenen Zeiten. Ich war schon bei seinem Anwesen auf Key West. In dem Garten stehen wunderbare alte Bäume. Die Nachkommen seiner Katzen streichen noch immer umher. Auf Kuba trank ich einen Cocktail im El Floridita, wo eine Bronzestatue des Schriftstellers an der Bar steht. Ernest Hemingway soll folgenden Satz gesagt haben: „Meinen Mojito in der Bodeguita, meinen Daiquiri in der Floridita“. Denn natürlich hatte Hemingway, mehr als eine Lieblingsbar auf Kuba. Beim Alkohol unterscheiden wir uns sehr. Ich trank einen alkoholfreien Cocktail.

Im direkten Vergleich gefällt mir das heutige Kuba besser, als das heutige Key West. Auf beiden Inseln gibt es sehr viele Touristen, aber auf Kuba spürt man immer noch den Flair vergangener Zeiten. Und als wir die Insel besuchten, gab es kaum US-amerikanische Touristen. Das hat sich vermutlich bereits geändert.

Eingang zum ehemaligen Wohnhaus, heutigem Museum, von Ernest Hemingway auf Key West in Florida, USA.

Bis bald,
Eure Nele

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Zitat von Ernest Hemingway zur Schönheit der Welt

Cover vom Hörspiel "Die Pest" von Albert Camus

Albert Camus – Nobelpreisträger von 1957

Der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus erhielt den Literaturnobelpreis „für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet“.

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich habe mir „Die Pest“ als Hörspiel angehört. Der Roman gehört zu den erfolgreichsten Werken der Nachkriegsliteratur und wurde vom WDR aufwendig inszeniert. Das Hörspiel wurde mit dem HörKules 2012 ausgezeichnet, dem Publikumspreis des Buchhandels. Das kann ich nur zu gut verstehen, denn ich fühlte mich wirklich im Geschehen.

Mich interessierten die moralischen Fragestellungen im Buch. Wie weit geht man, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht? Was macht eine Extremsituation mit Menschen. Wie verändern sich Machtverhältnisse?

Die Geschichte spielt in einer Hafenstadt in Algerien um 1940. Plötzlich sterben die Ratten haufenweise und bald die ersten Menschen. Die Pest wütet und um eine Ausbreitung zu verhindern, wird die Stadt abgeriegelt. Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Hilfe von außen gelangt nicht zu den Menschen. Jeden Tag sterben mehr Menschen, Arme genauso wie Reiche. Die Krankheit kennt keine Gnade und keine Klassen.

Eine kleine Gruppe um den den Arzt Rieux kämpft mit allem, was sie hat für die Menschen und versucht ihr Möglichstes.

Mir persönlich hat die Figur Grand gut gefallen. Der Rathausangestellte möchte einen Roman schreiben. Dafür sucht er den perfekten Anfangssatz. Immer wieder hat er neue Ideen, die er seinen Freunden und Bekannten vorstellt. Nie ist er ganz zufrieden damit. Am Ende des Romans ist noch immer kein Satz geschrieben. Ein klares Votum für den ersten Entwurf, den man am besten ohne Selbstkritik schreibt. Denn sonst wird eventuell nie mehr daraus.

Die Frau von Rieux lebt außerhalb der Stadt. Sie war bei Ausbruch auf dem Weg zu einer Kur. Und obwohl der Arzt weiß, dass er seine Frau eventuell nie wiedersehen wird, denkt er nicht daran, die Stadt zu verlassen. Sein Verantwortungsbewusstsein ist zu groß.

Wie ist das Werk gealtert?

Die Pest funktioniert heute noch immer wunderbar. Ich sehe es als eine Metapher für verschiedene mögliche Extremsituationen. Es zeigt verschiedene typische Verhaltensmuster von Menschen auf. Denn in der Not fällt ganz schnell das erlernte Verhalten ab. Übrig bleibt der Kern des Menschen. Und der kann ganz anders sein, als seine Fassade.

Die einen denken nur an Flucht. Die nächsten versuchen, den maximalen Gewinn aus der Situation zu ziehen. Andere opfern sich selbstlos auf, weil sie an den Gemeinschaftssinn glauben. Und manche Menschen sind kolossal überfordert und verfallen in Lethargie.

Albert Camus gelingt es, in seinem Werk aus psychologischen Schubladen konkrete Figuren zu formen. Dabei spielen Wortwahl, Habitus und Verhalten eine große Rolle.
Kurz gesagt, ein beeindruckendes Werk und super umgesetzt als Hörspiel.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Eine gute Geschichte basiert auf dem zugespitzten Konflikt. Dabei kann es sich um eine Person und ihren inneren Konflikt handeln. Oder es geht um den Konflikt zwischen Menschen oder mit einer Situation. Je mehr auf dem Spiel steht, desto spannender wird es. Aber auch nur dann, wenn ich es vorab als Autor geschafft habe, dass mein Leser, die Figur ins Herz geschlossen hat.

Die Figur des Rieux befindet sich in einer moralischen Zwickmühle. Wenn er in der Stadt bleibt und den Menschen hilft, kann er nicht bei seiner Frau sein, die ihn ebenfalls braucht. Solche Situationen, wo jede Entscheidung Nachteile mit sich bringt, haben wir oft. Ich lese selber gern Bücher, die durch Vielschichtigkeit überzeugen, ohne dabei verwirrend und konfus zu werden. In meinen Augen gelingt Albert Camus dieser Spagat. Das spornt mich an, ebenfalls solch vielschichtige Charaktere zu entwickeln. In deren Brust der Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus schwillt. Denn ich empfinde es als unglaublich spannend, mit zu erleben, welche Seite siegt. Oder vielmehr wie oft, welche Seite gewinnt. Denn ein komplett selbstloser Mensch wird ein schweres Leben führen. Ein komplett egoistischer Mensch wird dafür sehr einsam sein. Beide Extreme finde ich nicht erstrebenswert.

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Zitat von Albert Camus zum Reisen

Cover vom Hörspiel "Siddhartha"

Hermann Hesse – Nobelpreisträger von 1946

Projekt: Literaturnobelpreisträger

Wofür erhielt der Autor den Nobelpreis?

Er wurde ihm „für seine inspirierte Verfasserschaft, die in ihrer Entwicklung neben Kühnheit und Tiefe zugleich klassische Humanitätsideale und hohe Stilwerte vertritt“ verliehen.

Welches Werk habe ich gehört und warum?

Ich habe mir „Siddhartha. Eine indische Dichtung“ als Hörspiel angehört. Die Produktion erfolgte im Auftrag von hr2 kultur und wurde vom Hörverlag aufgenommen. Ich entschied mich für dieses Werk, weil mich der Lebensweg des Brahmanen interessierte. In der engeren Wahl befanden sich außerdem „Narziß und Goldmund“ sowie „Der Steppenwolf“. Bestimmt werde ich mir diese beiden Werke später einmal anhören oder durchlesen.

Vor wenigen Jahren hatte ich mich bereits am „Das Glasperlenspiel“ als Buch versucht, scheiterte jedoch. Der Text war mir zu diesem Zeitpunkt zu anstrengend. Die langen verschachtelten Sätze verdarben mir das Interesse an der Geschichte.

Wie ist das Werk gealtert?

Nach meinem Verständnis geht es im Buch um die Sinnsuche. Und so ein Thema veraltet nie. Auch heute noch suchen wir nach dem Sinn des Lebens, wollen Erfüllung und Glückseligkeit erreichen. Es fällt uns schwer, Dinge hinzunehmen, anzunehmen und nicht zu bewerten. Deshalb fand ich den Lebensweg von Siddharta sehr interessant und faszinierend.

Als Hörspiel hat mir das Werk sehr gut gefallen. Es war viel einfacher aufzunehmen. Die langen Sätze störten mich nicht mehr. Ein Buch mit philosophischem Ansatz kann ruhig länger sein, damit der Leser genug Zeit zum Nachdenken hat und den Inhalt auf sich wirken lassen kann.

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Ich finde es sehr spannend, wie es Hermann Hesse gelingt, mit einigen ausgewählten Szenen ein komplettes Leben zu beschreiben. Wie er es schafft, über wenige Einblicke ein klares Bild vom Gemütszustand seines Protagonisten zu vermitteln.

Hesse konzentriert sich auf einige Details. Er lässt ganz viel weg. Und doch reichen die ausgewählten Details völlig aus, um die Geschichte lebendig werden zu lassen und Gefühle zu erwecken.

Das ist eine ganz wichtige Lektion. Ein Autor muss nicht alles zeigen. Es geht vielmehr darum, die ausgewählten Details genau zu skizzieren, die beispielhaft für einen Gemütszustand, eine Entwicklung, etc. stehen. Und dafür wird jeder Autor vermutlich etwas anderes nehmen.

Ich vermute, dass junge Autoren erst nach und nach lernen, die richtige Menge an Details zu zeigen, um einen Ort, eine Figur und eine Handlung zu charakterisieren. Bis dahin wird es gewiss zwischen zu viel und zu wenig schwanken. Bestimmt werden oft zu viele und zu schwammige Details gezeigt werden.

 

Zitat von Hermann Hesse

Vier verschiedene Buchcover vom Dschungelbuch

Rudyard Kipling – der Erfinder von Mowgli

Projekt: Kinder- und Jugendbuchautoren

Welche Altersgruppe spricht der Autor hauptsächlich an?

Der britische Schriftsteller und dichter Rudyard Kipling schrieb 1894 Das Dschungelbuch und 1895 ‚Das zweite Dschungelbuch‘. Aus beiden Büchern sind vor allem die Geschichten von Mowgli berühmt geworden, dem Findelkind, das bei den Tieren des Dschungels aufwächst. Ursprünglich gehört das Buch zum Genre des Entwicklungsromans, da sich Mowgli langsam vom verspielten Kind hin zum Herrscher des Dschungels entwickelt. Es wurde jedoch für alle Altersgruppen angepasst und längst können Kinder ab drei Jahren seine Abenteuer miterleben.

 

Wie groß ist das Gesamtwerk im Kinder- und Jugendbuchbereich?

Neben den beiden Dschungelbüchern gibt es außerdem noch die ‚Just so Stories‘, die er für seine Kinder aufschrieb. Darin beantwortet er typische Fragen von Kindern in kleinen Geschichten:

  • Wie das Kamel zu seinem Buckel kam?
  • Warum der Elefant so einen langen Rüssel hat?
  • Wie das Alphabet entstand?

Mehr als diese drei Bücher hat er nicht für Kinder geschrieben. Das Dschungelbuch um Mowgli zählt zu den absoluten Kinderbuchklassikern. Es wurde vielfach verfilmt, adaptiert und als Hörbuch und Hörspiel aufgenommen. Bis heute lieben Kinder weltweit die Geschichten von Mowgli. Deshalb durfte Herr Kipling in meiner Liste nicht fehlen.

Zwei verschiedene Buchcover der 'Just so stories' von Rudyard Kipling.

 

Wofür ist der Autor besonders bekannt?

Er ist vor allem für die beiden Dschungelbücher bekannt. Allerdings gibt es darin mehr Geschichten, als die meisten wohl kennen:

  • Die Abenteuer rund um Mowgli
  • Die weiße Robbe (beobachtet Robbenschlachten und will seine Artgenossen davor schützen)
  • Rikki-Tikki-Tavi (Mungo, der im Garten einer indischen Familie, diese mehrmals vor giftigen Schlangen rettet)
  • Toomai von den Elefanten (zehnjähriger Sohn eines Elefantenfängers, der den Tanz der Elefanten beobachtet)
  • Dienst Ihrer Majestät (Soldat belauscht sprechende Tiere der indischen Armee in der Nacht vor einer Militärparade)
  • Das Wunder des Purun Bhagat (indischer Politiker wird zum Heiligen, lebt zurückgezogen mit den Tieren bis er Dorf vor einem Erdrutsch rettet)
  • Die Leichenbestatter (Altes Krokodil berichtet Schakal von seinem Leben und wird am Ende von Menschen erschossen)

Ich habe das Dschungelbuch erstmals in alten Heften von meinem Vater gesehen. Sie waren verblichen und ganz brüchig. Damals war ich vielleicht sechs Jahre und sofort fasziniert von den Mowgli. Ich wollte gerne wie er im Dschungel leben zwischen all den Tieren mit einem Bären und schwarzen Panther als Freunden.

 

Welche Ausrichtung hat der Autor?

Rudyard Kipling findet fantastische Bilder, um das Leben im Dschungel zu beschreiben und die Tiere voneinander unterscheidbar zu machen. Dabei sind viele Passagen gedichtet, wovon ich überrascht war. Das hatte ich mir nicht gemerkt und wurde mir nun erst mit der neuerlichen Auseinandersetzung klar. In den Dschungelbüchern steht das Abenteuer an vorderster Stelle. Der Schriftsteller hatte vermutlich ein sehr positives Bild vom Kolonialismus. Zumindest ist keinerlei Kritik in seinen Büchern zu verspüren und im Dschungel betont er eine klare Hierarchie der Tiere. Die Gesetze des Dschungels spielen eine große Rolle und Mowgli wird manchmal vom Bären Baloo körperlich gezüchtigt.

 

Welche Bücher habe ich mir im Detail angehört und warum?

Ich habe mir die ungekürzte Ausgabe der Dschungelbücher angehört, gesprochen von Martin Baltscheit, der selbst ein toller Kinderbuchautor ist. Die Bilder von Rudyard Kipling ließen den Dschungel, Mowgli und die anderen Tiere sehr plastisch vor meinen Augen erscheinen.
Das Kapitel vom Mungo Rikki-Tikki-Tavi gehört mit zu meinen absoluten Favoriten. Aber eigentlich fand ich alle Kapitel spannend. Nur die Robbe hinterließ keinen bleibenden Eindruck bei mir. Da mich das Dschungelbuch schon mein ganzes Leben begleitet, wollte ich gern alle Geschichten daraus kennenlernen und empfinde es als eine große Bereicherung.

 

Wie ist das Werk gealtert?

Ich vermute, dass sich Indien massiv geändert hat. Trotzdem gibt es noch viele ländliche Gebiete und wilde Tiere. Ich finde die Geschichte spannend, hoffe jedoch, dass es keine Elefantenjäger mehr gibt. Der Blick ins alte Indien, vor allem in den Dschungel fasziniert mich und Kinder weltweit. Vermutlich ist die Natur heute weitaus weniger intakt und stabil. Aber vielleicht kann gerade diese Liebe zur Natur und ihren Tieren bewirken, dass wir uns alle mehr für deren Schutz einsetzen. Denn das Dschungelbuch erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit.

 

Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?

Rudyard Kipling erschafft großartige Bilder. Mit wenigen Worten lässt er eine fremde Welt voll sinnlicher Eindrücke entstehen. Die Wortbilder sind fast schon opulent. In vollem Umfang will ich ihn nicht als Vorbild nutzen.

Außerdem gefallen mir seine Dialoge. Er beschreibt die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Die wilden Affen reden völlig verquer. Die Ochsen erscheinen einfältig. Kaa, der Python wirkt überlegen. Grauer Bruder ist loyal und ordnet sich Mowgli unter.

Da in meinen Büchern Tiere eine große Rolle spielen, kann ich viel von Herrn Kipling mitnehmen. Denn er beschreibt die Tiere sehr genau. Ich weiß immer, wer gerade spricht, durch die Wortwahl, den Satzbau und die Formulierungen der einzelnen Charaktere.

Mir gefällt nur nicht, dass jede Spezies bei ihm klar auf Wesensmerkmale festgelegt ist. Alle Affen sind durchgeknallt und ohne Gesetz. Alle Königskobras sind gefährlich und hinterhältig. Dieses System scheint er nur bei den Wölfen zu durchbrechen, wo es ‚Gute‘ und Böse‘ gibt. Da bevorzuge ich den Stil von seinem Landsmann Philipp Pullman, der die Vielfalt auch in seinen tierischen Charakteren darstellt. Bei Herrn Pullman bleiben alle Figuren Individuen, die nie von vorherein in eine Schublade passen.

Zitat von Rudyard Kipling

Zitat im Ballon: Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen.

Zitat von Hermann Hesse übers Bereuen

Ein sehr weiser Satz. Das bereits hinter uns liegende Leben können wir nicht mehr ändern. Aus Tiefschlägen lernen wir, auf Höhepunkten genießen wir unsere erarbeiteten Erfolge.

Bereue ich, dass ich erst vor Kurzem mit dem intensiven Schreiben begonnen habe. Nein, warum auch? All das was ich vorher erlebt habe, die Menschen, die ich getroffen habe, sind Teil meiner Inspiration.

Nur wenige Vollzeitautoren können vom Schreiben leben und sich den Luxus weiter Reisen gönnen. Mein Brotjob ermöglicht mir das. Gemeinsam mit meinem Freund erkundeten wir schon viele schöne Orte dieser Erde. Wir bereisten die Westküste der USA, Kuba, Japan, Island und Namibia.

Durch meinen Job selbst lerne ich tolle Menschen kennen, denen ich als Autorin sonst vielleicht nie begegnet wäre. Sei es im Büro in Berlin oder auf meinen Dienstreisen nach Asien und innerhalb Europas. Stets bleibt ein bisschen Zeit in den Pausen beim Essen oder abends für Unterhaltungen über persönliche Dinge. So erhielt ich einen kleinen Einblick in teilweise komplett anderen Lebensentwürfe und Gesellschaften von China über Malaysia bis hin zu Japan und Korea. Also keine Reue.

Und dann fallen mir bei dem Zitat noch Menschen ein, die meinen Weg gekreuzt und mich verletzt haben. Das macht nie Spaß. Doch im Rückblick lehrten sie mich nicht nochmal auf diese Art von Mensch hineinzufallen. Solange das Gleichgewicht aus Höhen und Tiefen stimmt, ist es in Ordnung negatives zu erleben. Es ist wichtig aufzustehen, den Staub abzuklopfen, daraus zu lernen und dann weiter voranzuschreiten. Schließlich ist jeder Triumph umso kostbarer, je schwerer er zu erringen war.

#Zitatballons – Nr. 51: Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen. (Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler)

Überblick zu allen bisherigen Zitaten.

Hier findest du mein Projekt zu den Literaturnobelpreisträgern.