Halldór Laxness – Literaturnobelpreis von 1955
Wofür er hielt Halldór Laxness den Nobelpreis?
Der isländischen Schriftsteller Halldór Laxness bekam den Literaturnobelpreis „für seine anschauliche Epik, die die große isländische Erzählkunst erneuert“ hat.
Welches Werk habe ich gelesen und warum?
Ich bekam das Buch „Am Gletscher“ nach unserem Urlaub auf Island geschenkt. Bis dahin kannte ich Halldór Laxness nicht. Der Roman zählt zu seinem Spätwerk, wo er neue Erzählperspektiven ausprobierte. Für mich war es ein sehr anspruchsvoller Text, gerade wegen der Erzählperspektiven. Das Buch las sich nicht flüssig. Ich hatte wenige Anknüpfungspunkte. Die Geschichte war merkwürdig. Der Ich-Erzähler spricht meist in der 3. Person von sich.
Viele Figuren werden mit zwei verschiedenen Namen benannt, wie Professor Dr. Godman Syngmann alias Gudmundur Sigmundsson. Da ich mir Namen ohnehin nicht gut merken kann, verwirrte mich das zusätzlich. Mir wurde beim Lesen nicht klar, was der Autor vermitteln wollte. Ob es ein typisches Erzählmuster isländischer Literatur ist oder er einen künstlerischen Aspekt hineinbringen wollte.
Das Buch wurde 1968 veröffentlicht, 13 Jahre nachdem er den Literaturnobelpreis erhielt. Vielleicht lese ich bei Gelegenheit eines seiner früheren Werke, in denen er Sozialkritik übt.
Wie ist das Werk gealtert?
Der Text erscheint mir eher veraltet, weil die beschriebenen Zustände wie vor 100 Jahren wirken. Die Abstände von einem Ort zum anderen scheinen groß und entlegene Gebiete nur schwer erreichbar. Post ist lange unterwegs. Island wird auf dem Land als sehr arm dargestellt.
Das heutige Island besitzt hochmoderne Kraftwerke. Sie wandeln die Hitze vulkanischer Aktivitäten in Strom um. Die Isländer leben in Einklang mit der Natur und genießen einen hohen Lebensstandard. Selbst kleine Städte besitzen Schwimmbäder. Bei Vulkanausbrüchen kommt selten jemand zu Schaden, weil sie über gute Sicherheitsvorkehrungen verfügen.
Mich hat „Am Gletscher “ etwas verwirrt zurückgelassen. Ich konnte mich nicht damit identifizieren, weder mit der Geschichte noch mit einer der Personen. Der Text war obskur, dabei aber nicht lustig. Es geht rau und brutal zu. Die Erzählung aus der 3. Person vom Ich-Erzähler hat eine große Distanz zwischen mir und der Geschichte geschaffen. Emotional konnte ich mich nicht in die Figuren hineinversetzen. Mir fehlte das Vertraute. Es war auch nicht lustig, obwohl der Text sehr obskur war. aber zum Lachen war mir nie zumute. Ein interessantes Experiment von Halldór Laxness. Ich muss in dieser Art kein zweites Buch lesen. Beim nächsten Mal werde ich lieber ein früheres Werk von ihm probieren. Damit komme ich vermutlich besser klar.
Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?
Ich kann nichts Konkretes benennen, was ich aus dem Buch mitgenommen habe. Allerdings sehe ich immer einen großen Gewinn in der Auseinandersetzung mit Neuem und Irritierendem. Dadurch beginnt mein Gehirn intensiv zu arbeiten. Es versucht, eine Logik zu finden. Im Unterbewusstsein arbeiten solche Texte weiter. Fragen entstehen, zu denen ich Antworten finden möchte. Solche irritierenden Bücher kann ich nur manchmal lesen, dann sind sie durchaus bereichernd, auch wenn sie keinen Spaß machen.
Bis bald,
Eure Nele
Projekt: Literaturnobelpreisträger
Zitat von Halldór Laxness zum Verstand