Jean-Paul Sartre – Literaturnobelpreis von 1964
Wofür er hielt Jean-Paul Sartre den Nobelpreis?
Der französische Autor erhielt den Literaturnobelpreis „in Anerkennung seines schöpferischen schriftstellerischen Schaffens, dessen freiheitlicher Geist und dessen Suche nach Wahrheit einen weitreichenden Einfluss auf unser Zeitalter ausgeübt hat“.
Er nahm den Preis jedoch nie an und das Preisgeld fiel zehn Jahre nach der Würdigung fristgerecht in den Fonds zurück.
Welches Werk habe ich gehört und warum?
Ich entschied mich für „Der Ekel“, weil mich der Titel reizte und es gute Bewertungen bekam. Meine Meinung darüber fällt zwiespältig aus. Zum einen bin ich fasziniert davon, wie präzise Jean-Paul Sartre seine Umgebung beobachtet und beschreibt. Ich muss oft ans Sezieren denken. Schicht für Schicht dringt er ein in das Wesen der Menschen, Gegenstände, Natur und gesellschaftliches Miteinander. Von der Oberfläche aus kommend, arbeitet er sich in immer tiefer liegende Ebenen vor, bis es nicht mehr weiterzugehen scheint. Dafür bewundere ich ihn und es ist wirklich spannend ihm dabei zuzuhören.
Andererseits scheinen seine Sätze und Abschnitte oft von einer intellektuellen Arroganz und Überheblichkeit geprägt, die mir sehr unangenehm ist. Wenn das immer tiefere Durchdenken nur zu einem Ekel vor der Natur, anderen Menschen und zu einem Überdruss am Leben führt, bleibe ich gerne ein Stück näher an der Oberfläche. Denn ich möchte mein Leben genießen, das Schöne wahrnehmen, Dinge mit Begeisterung erkunden, fasziniert sein von der Welt, der Natur und mit Neugier und Freude Menschen begegnen.
Wie ist das Werk gealtert?
Jean-Paul Sartre beschreibt ein vergangenes Frankreich, dass es längst nicht mehr gibt. Das Buch spielt um 1920 statt. Die Gleichberechtigung beginnt zaghaft. Homosexualität wird verteufelt. Es gibt feine Sonntagsgarderobe und eine strenge Etikette, wer, wie, was, wann machen darf und soll.
„Der Ekel“ ist immer noch ein interessantes Buch. Als ich Anfang 20 war, lasen mehrere Bekannte von mir Jean-Paul Sartre und waren tief beeindruckt von seinem Werk. Er ist also nicht aus der Zeit gefallen und spricht nach wie vor Menschen an. Mein Interesse weckte er damals nicht. Und es ist gut möglich, dass dies das einzige Buch bleibt, was ich von ihm lesen werde.
Was kann ich für mein Schreiben daraus mitnehmen?
Für meine Kinderbücher wüsste ich nicht, was mir das Werk bringt. Denn dieses extrem durchgeistigte und verkopfte Denken haben Kinder noch nicht. Sie leben im Moment, sie fühlen. Da ich jedoch erwäge, auch ein Projekt im Erwachsenenbereich zu starten, kann mir das Beobachten und Zerlegen von Situation in ihre Kernbestandteile vielleicht behilflich sein. Es hat eine interessante Wirkung.
Zudem benutzt die Wiederholung auf eine ganz eigene Art, die hoch künstlerisch wirkt. Die Aussage wird intensiviert. Ich musste dabei an einen Korkenzieher denken, der sich mit jeder Drehung weiter in den Korken bohrt. Am Ende zieht er den Korken heraus, seinen wirkungsvollen Verschluss aufbrechend.
Bis bald,
Eure Nele
Projekt: Literaturnobelpreisträger